Bürgermeisterinnen und Kommunalpolitik

Die Bedeutung von starken, funktionsfähigen Kommunen, die für Zusammenhalt sorgen und den Menschen eine Heimat geben, ist angesichts der jüngsten Krisensituationen sehr deutlich zu Tage getreten. Ob die Integration von geflüchteten Menschen, Fachkräftebedarf, demografischer Wandel oder Klimaschutz – Frauen und Männer in den kommunalen Führungspositionen sind stärker denn je in ihrem Amt gefordert. Ohnehin nimmt im föderalen System der Bundesrepublik die kommunale Selbstverwaltung eine herausgehobene Stellung ein: Dem Subsidiaritätsprinzip folgend sollen politische Entscheidungen möglichst auf der jeweils tieferen Ebene erfolgen. 

Unstrittig ist, dass in die Gestaltung von Kommunalpolitik vielfältige Perspektiven einfließen sollten. Doch nach wie vor sind die Stimmen von Frauen hier deutlich seltener zu hören. Nicht einmal jedes zehnte Rathaus wird von einer Frau regiert, so das Ergebnis einer repräsentativen Studie der EAF zur Situation von Bürgermeister*innen in Deutschland aus dem Jahr 2020. Lediglich neun Prozent der Posten werden durch Frauen bekleidet. Selbst unter den Oberbürgermeister*innen der 77 größten Städte liegt der Anteil der Frauen dem Genderranking deutscher Großstädte nach bei nur 11.7 Prozent, obwohl er im Jahr 2008 noch 17.1 Prozent betrug.

Darüber hinaus üben Frauen das Bürgermeister*innenamt häufiger in kleineren Gemeinden aus. Hier liegt der Anteil bei 19 Prozent Bürgermeisterinnen. Das bedeutet allerdings auch, dass sie damit häufiger ehrenamtlich als Bürgermeisterinnen tätig sind, nämlich in 40 Prozent der Fälle, als ihre männlichen Kollegen, auf die das nur zu 28 Prozent zutrifft.

Obwohl die überwiegende Mehrheit vor hat, im Amt zu bleiben, möchten deutschlandweit rund 33 Prozent aller amtierenden Bürgermeister*innen bei der nächsten Wahl nicht erneut antreten. Das liegt in 76 Prozent der Fälle am fortgeschrittenen Alter der Amtierenden, von denen viele bereits 60 Jahre und älter sind. Damit eröffnen sich aber auch neue Perspektiven, denn somit können sich auch für Erstkandidierende und weniger erfahrene Politikerinnen bessere Chancen auf das Amt ergeben und sie aktiv zur Nachwuchssicherung beitragen.

Weitere Information hierzu finden Sie auch auf www.mayoress.org und www.frauen-macht-politik.de sowie im Detail hier:

EAF Berlin (2020): Bürgermeisterinnen und Bürgermeister in Deutschland 30 Jahre nach der Wiedervereinigung.

EAF Berlin (2014): Frauen führen Kommunen - Eine Untersuchung zu Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern in Ost und West.

Strichzeichnung: Zwei Frauen betrachten gemeinsam Unterlagen vor dem Hintergrund eines Gemeindebrunnens und Gebäudes, umgeben von Bäumen – Zusammenarbeit für eine starke Gemeinschaft.

Bürgermeisterinnen im Aktionsprogramm

Das Aktionsprogramm Kommune – Frauen in die Politik! richtet sich mit diesem Angebot an bereits amtierende Bürgermeisterinnen. Es zielt vor allem darauf ab, sie im Amt zu unterstützen und parteiübergreifend miteinander zu vernetzen. Diese Vernetzung soll insbesondere dem Erfahrungsaustausch zur gegenseitigen Unterstützung und Bewältigung von Herausforderungen, die sie im Amt erfahren, dienen.

Zugleich sind die Bürgermeisterinnen im Programm Vorbilder für an einer Kandidatur interessierte Frauen und aktuell Kandidierende. Denn die erfahreneren Bürgermeisterinnen im Programm finden sich nicht nur unter den Mentorinnen wieder, sondern bereichern auch Veranstaltungen und weitere Angebote im Mentoring-Programm des Aktionsprogramms mit ihrer Expertise.

Angebote für Bürgermeisterinnen

Im Aktionsprogramm sind individuelle sowie strukturelle Unterstützungsangebote für Bürgermeisterinnen geplant.

Diese finden sich in folgenden Maßnahmen wieder:

  • Fachforum für Bürgermeisterinnen (online): Hier werden Bürgermeisterinnen spezifisch auf die Zielgruppe ausgerichtete fachliche Impulse, Kompetenzschulungen und Trainingsmöglichkeiten durch erfahrene Trainer*innen und Expert*innen angeboten. Auch kollegiale Beratung und der Austausch untereinander stellen Schwerpunkte der Veranstaltungen dar.

    Das nächste Online-Fachforum findet am 26. Februar 2024 (19 - 21.30 Uhr) zum Thema “Erfolgreicher Wahlkampf für Bürgermeisterinnen” statt. Eine Anmeldung ist erforderlich.

  • Vernetzungs-Workshops (online): Das Aktionsprogramm möchte auf der Strukturebene langfristige und nachhaltige Weichen für Unterstützung, Austausch und Vernetzung schaffen bzw. verstetigen. Vorbilder sind hier die Netzwerke, wie es sie auf Landesebene in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein bereits gibt. Ein weiteres Netzwerk für Sachsen ist gerade in Planung.

    Die Workshops richten sich an die Sprecherinnen bzw. Vertreterinnen der bestehenden und sich im Aufbau befindenden Netzwerke. Die Vernetzungsworkshops finden jährlich statt.

  • Bürgermeisterinnen-Kongresse: Der Bürgermeisterinnen-Kongress 2022 fand als Frauenkongress kommunal unter dem Motto “Bürgermeisterin aus Überzeugung!” am 13. September 2022 analog im Hildesheimer Rathaus statt. Als bundesweiter Kongress nach dem Vorbild des kommunalpolitischen Kongresses 2019 in Mainz wurde er zusammen mit dem Deutschen Städte- und Gemeindebund (DStGB) und dem Deutschen LandFrauenverband (dlv) ausgerichtet. Ein weiterer Bürgermeisterinnen-Kongress ist für das Jahr 2024 vorgesehen.



Ihre Ansprechpartnerinnen zum Thema Bürgermeisterinnen:

Manuela Möller | EAF Berlin
Email: moeller@eaf-berlin.de
Tel.: 030  3087760-62

Leonie Schütte-Silverio | EAF Berlin
Email: schuette-silverio@eaf-berlin.de
Tel. 030  3087760-691