Gründung eines Netzwerkes für Bürgermeisterinnen in Sachsen-Anhalt

Ende September gründete sich auf Schloss Zerben, das seit Theodor Fontanes Effi Briest als Symbol für starke Frauen gilt, das erste Netzwerk für Bürgermeisterinnen in Sachsen-Anhalt. Eingeladen wurde von den beiden Initiatorinnen Nicole Golz und Steffi Trittel, welche als Bürgermeisterinnen Kommunen in der Modellregion Jerichower Land, Börde und Dessau-Roßlau leiten bzw. geleitet haben. Bei dem Auftakttreffen standen strukturelle Veränderungen und Herausforderungen in der Kommunalpolitik im Mittelpunkt sowie ein Appell an die Frauen im Bundesland, sich zur Kommunalwahl am 9. Juni 2024 aufstellen zu lassen.

Landesweite Netzwerke für Bürgermeisterinnen gibt es bereits in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Reinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und Brandenburg. Aktuell ist ein weiteres Netzwerk in Mecklenburg-Vorpommern im Aufbau. Das nun neu gegründete Netzwerk in Sachsen-Anhalt erhöht damit auch die Repräsentation und Sichtbarkeit von Bürgermeisterinnen in Ostdeutschland. In Sachsen Anhalt werden  36 von 236 Kommunen von einer Frau geführt, das entspricht einem Anteil von etwa 15 %, also etwas über dem deutschlandweiten Durchschnitt von knapp 10%. Davon sind 16 Frauen ehrenamtlich als Bürgermeisterinnen oder Ortsvorsteherinnen tätig.

Die Initiatorinnen des Treffens

Nicole Golz, Bürgermeisterin von Elbe-Parey im Jerichower Land und eine der Initiatorinnen des Netzwerkes ist seit 2015 im Amt. Sie wurde nach langjährigem ehrenamtlichen Engagement 2014 gefragt, ob sie sich vorstellen könne für den Gemeinderat zu kandidieren. Vorher war die Initiatorin als Juristin tätig und konnte im Ort viel Hilfestellung geben. Golz hat eine drei-jährige Tochter und betonte daher die Wichtigkeit einer guten Zeitplanung, da es ihr wichtig sei, überall präsent zu sein.
Sie und die anderen Bürgermeisterinnen betonten, wie wichtig es für sie war, auf eine Kandidatur angesprochen zu werden. Genau das wollen sie mit dem Netzwerk auch ausstrahlen: „Die Frauen sollen sich angesprochen fühlen und uns ansprechen“, so Golz gegenüber der Lokalzeitung Volksstimme.

Die zweite Initiatorin des Treffens, Steffi Trittel, war von 1994 bis 2023 Bürgermeisterin in Hohe Börde, einer weiteren Kommune in einer der zwei Partnerregionen des Aktionsprogramm Kommune in Sachsen-Anhalt. Die ehemalige Bürgermeisterin war zudem von 2015 bis 2019 Präsidiumsmitglied beim deutschen LandFrauenverband (dlv) und langjährig im Landesverband Sachsen-Anhalt engagiert. Trittel sprach bei dem Treffen über ihre Anfangszeit als Bürgermeisterin und ihre Erfolge für ihre Gemeinde während ihrer Amtszeit, wie beispielsweise die Bekämpfung der Planung einer Sondermülldeponie.

Mehr Frauen in die Kommunalpolitik

Die zentrale Frage des Bürgermeisterinnentreffens war, wie mehr Frauen in die Politik gebracht werden. Dabei waren sich die Anwesenden darüber einig, dass im Gemeinderat sachlicher diskutiert werde, wenn das Verhältnis zwischen Frauen und Männern ausgewogener sei. Ebenso sei der Blick von Frauen auf manche Themen anders, was sich auf ihre Umsetzung positiv auswirke. Nicole Golz führte in ihrer ersten Amtszeit die Kitas der Gemeinde zurück in eine staatliche Trägerschaft, wodurch die Beiträge stark sanken.

Ebenso wichtig sei es, die Arbeit im Gemeinderat nicht schönzureden und zukünftige Amtsträgerinnen realistisch auf die Herausforderungen vorzubereiten. Die anwesenden Frauen betonten, wie wichtig es ist, Unterstützung im Umfeld zu haben und entlastet zu werden. Betont wurde ebenfalls, dass sich auch Alleinerziehende nicht von dem Amt abgeschreckt fühlen sollten und wie hier Unterstützung geleistet werden kann.

Bei dem Treffen wurde außerdem über weitere strukturelle Veränderungen gesprochen, die dringend notwendig seien, wie z.B. hybride Gemeinderatssitzungen, Weiterbildung bei rechtlichen Themen, sowie die Zeiten der Gemeinderatsitzungen anzupassen.

Golz sagt gegenüber dem mdr: "Ziel ist es, ein Netzwerk aufzubauen, dass jede Bürgermeisterin, die da ist, wiederum in ihre Kommune mitnimmt, was können wir tun, wie können wir das angehen. Und da hat jeder noch andere Ideen. Und darum geht es, dass wir diese Ideen austauschen".

Das zweite Treffen des Netzwerkes fand Ende Januar 2024 in Sandersdorf-Brehna statt.

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